Als offene Aufbahrung bezeichnet man das offene Aufstellen eines Toten. Sie ist die Möglichkeit, einen Toten noch ein letztes Mal zu sehen und gibt Angehörigen die Gelegenheit, von ihm Abschied zu nehmen. Durch den friedlichen Anblick des Toten spendet sie Trost in der Trauer. Hinterbliebene können den Verstorbenen gar ein letztes Mal berühren.
Meistens findet die Verabschiedung am offenen Sarg statt. Der Leichnam wird dafür in den Behälter gebettet. Der Deckel ist aber noch offen, sodass die Trauernden hineinsehen können. Seltener, dennoch möglich, wird der Tote auf einer Totenbahre oder zu Hause im eigenen Bett ausgestellt.
In diesem Beitrag beschreiben wir dir den Ablauf einer offenen Aufbahrung und Gründe, die für die Verabschiedung am offenen Sarg sprechen. Außerdem erfährst du, wie auch nach Unfällen eine friedvoll offene Aufbahrung möglich ist.
Ablauf einer offenen Aufbahrung
Für die offene Aufbahrung gibt es zahlreiche individuelle Gestaltungsmöglichkeiten. Sie kann zu Hause, im Krankenhaus oder auch in einem Krematorium stattfinden. Meist wird sie aber im Bestattungsinstitut oder der Trauerhalle durchgeführt.
In der Regel ist das Bestattungsunternehmen verantwortlich für die Organisation und den Ablauf der Verabschiedung. Sie berät ebenfalls zu Vorschriften rund um die Aufbahrung und der Eventualität an der Totenwaschung teilzunehmen. Bei der Totenwaschung können Hinterbliebene dabei helfen, den Toten zu waschen und anzuziehen.
Nach der Ankleidung wird die Leiche im Sarg offen aufgestellt. Angehörige erhalten hier die Chance sich persönlich vom Toten zu verabschieden. Sie können an den Toten herantreten, ihn ansehen, berühren, mit ihm sprechen oder ihm ein Abschiedsgeschenk hineinlegen. Im Ablauf kann auch gemeinsames Beten integriert werden.
Im Anschluss ist eine Totenwache möglich, bei der der Sarg offen steht.
Eine seltener genutzte Möglichkeit ist die offene Aufbahrung mit der Trauerfeier auf dem Friedhof zu verbinden. In der Regel wird hier die geschlossene Variante gewählt. Dennoch ist ebenfalls eine Verabschiedung am offenen Sarg organisierbar. Nach Rücksprache mit dem Bestatter wird dann meist vor der Trauerzeremonie die Totenkiste offen in der Trauerhalle oder einem kleineren Nebenraum aufgestellt. Im Anschluss findet die Beerdigung statt. Der Behälter mit der Leiche wird dann verschlossen. Nun können ebenfalls all diejenigen Abschied nehmen, die die Leiche im offenen Sarg nicht sehen wollten.
Kinder mitnehmen zur Leiche im offenen Sarg
In Deutschland ist das Thema Tod oft noch eine Art Tabuthema. Eltern sorgen sich zudem, dass eine offene Aufbahrung ihr Kind traumatisieren könnte. Daher meiden Erwachsene häufig, ihr Kind mitzunehmen. Doch überraschend viele Kinder empfinden nur wenige Berührungsängste mit Toten. Und auch die kleinen Hinterbliebenen, haben oft den Wunsch Abschied zu nehmen.
Vor allem für religiös erzogene Kinder ist der Anblick des friedlichen Toten meist nicht problematisch. Sie sind üblicherweise noch frei von Zweifeln am Weiterleben nach dem Tod.
Eltern sollten dennoch vorsichtig sein und genau beobachten, wie ihr Kind auf den Anblick einer Leiche reagiert. Wenn es Anzeichen gibt, dass ihm die Situation zu viel wird, führen Eltern das Kind besser nach draußen.
Es hilft ebenso eine weitere Person dabei zu haben, welche dem Kind vertraut ist. Diese kann im Notfall gemeinsam mit dem Kind vor der Tür warten. Sollte das Kind den Anblick auf den Toten nicht wünschen, kann diese Person gemeinsam mit dem Kind vor der Tür warten. So können Elternteile auch dann Abschied vom Verstorbenen nehmen, wenn das Kind nicht mag.
Auf keinen Fall sollten Kinder zur Teilnahme an der Verabschiedung am offenen Sarg gezwungen werden. Wenn es von sich aus nein sagt, dann gilt es dafür Verständnis zu zeigen.
Thanatopraxie nach Unfalltod
Gerade bei einem unerwarteten Tod ist der Wunsch, den Verstorbenen noch einmal zu sehen, häufig groß. Besonders nach einem Unfall sieht die Leiche aber oft erschreckend aus. Trotzdem ist in den meisten Fällen eine offene Aufbahrung möglich.
Dafür wird der Tote von einem Thanatopraktiker vorbereitet. In den Bereich Thanatopraxie fallen alle vorbereitenden Tätigkeiten an dem Körper, die mehr als Hygienemaßnahmen sind. Dazu gehört vor allem die kosmetische Wiederherstellung und Restaurierung des Körpers. Der Thanatopraktiker balsamiert ihn aber auch ein, verzögert seine Verwesung und stellt Totenmasken her. So gewährleistet er, dass bei der Verabschiedung der geliebte Verstorbene auch nach einem Unfall friedlich aussieht.
In dem Fall eines Unfalltods sollten Angehörige aber mit dem Thanatopraktiker sprechen, bevor sie sich für eine offene Aufbahrung entscheiden. Manche Entstellungen können möglicherweise nicht ganz versteckt werden. Auch sind umfangreichere Rekonstruktionsmaßnahmen deutlich teurer.
Gründe für die Verabschiedung am offenen Sarg
Sowohl die offene wie auch die geschlossene Aufbahrung besitzen verschiedene Vorteile. Die Verabschiedung am offenen Sarg ist deutlich intensiver und damit sowohl Grund für die offene, sowie auch für die geschlossene Variante. Welche Art besser geeignet ist, hängt ganz von den Gästen ab. Diese Gründe sprechen für die offene Aufbahrung:
- erfüllt den Wunsch den Toten noch einmal zu sehen
- Berührungen wie Hand halten oder ein Abschiedskuss sind möglich
- die Verabschiedung ist sehr persönlich
- einfacher begreifbar, dass der Verstorbene wirklich tot ist
- es können Abschiedsgeschenke in den offenen Sarg gelegt werden